Bäume mit Geschichte
Baumgeschichten aus dem Radführer „Von Baum zu Baum zwischen Lech und Ammersee“
Im Frühjahr 2008 erschien der Radführer „Von Baum zu Baum - zwischen Lech und Ammersee“, in dem Thomas Janscheck Baumgeschichten aus dem Landkreis Landsberg zusammengetragen und mit dem Kartographischen Verlag Huber & Steuerer herausgegeben hatte. Bedauerlicherweise existiert der Verlag in seiner ursprünglichen Form nicht mehr, so dass es schon seit Jahren keine Neuauflage des Radführers gibt.
Jetzt sind 30 Baumgeschichten mit dem Radwegenetz des Landkreises Landsberg am Lech verknüpft und können hier jederzeit nachgelesen werden. Viel Vergnügen beim Lesen!
Die Baumgeschichten von Thomas Janscheck können zudem mit den Fotos von Marina León Rojas und den genauen Standorten über die APP „Radeln im Landkreis Landsberg am Lech“ abgerufen werden.
Hier geht es zur Seite des Landkreises Landsberg
Die Baumgeschichten sind als Sehenswürdigkeiten bei den Touren z. B. Landsberg – Thaining und zurück zu finden. Um sich alle beschriebenen Bäume unabhängig von einer Tour ansehen zu können, öffnen Sie eine Tour, scrollen bis zu den Sehenswürdigkeiten in der Nähe und geben bei der Sehenswürdigkeiten-Suche "Themenwege" ein. Dann sind alle Bäume, die an den verschiedenen Touren liegen, zu sehen.
Die Schulhauseiche von Winkl
Eine wunderschöne große Eiche steht im ehemaligen Schulgarten von Winkl. Es heißt, dass sie im Jahr 1838 mit dem Bau des ersten Schulhauses in Winkl gepflanzt wurde. In den Jahren 19012/13 wurde das Schulhaus erweitert. Heute wird die alte Schule als Vereinsheim genutzt.
Der alte Birnbaum von Walleshausen
Einem berühmten Sohn Walleshausens war er besonders ans Herz gewachsen, der alte Birnbaum unweit der Laichmühle. Seit 1757 betrieb die Familie Miller die alte Mühle. Am 18. März 1769 kam dort ihr Sohn Josef Miller zur Welt. Der aufgeweckte und wissbegierige Knabe wurde mit 10 Jahren auf das Gymnasium zu den Augustinern nach Polling geschickt. Walleshausen war damals Stiftspfarrei und Sommersitz der Pollinger Augustinerchorherren. Auch in Polling erwies sich Josef Miller als äußerst talentiert und intelligent, so dass ihm die bayerische Herzogin Maria Anna ein Stipendium für das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Ingolstadt gewährte. Es folgte die Doktorwürde 1792 und ein Jahr darauf die Ernennung zum Hofgerichtsadvokaten. Mit der Gründung des Königreichs Bayern 1806 stieg Dr. Josef Miller zum Königlich Bayerischen Rat auf und am 8. Mai 1819 erhob ihn König Maximilian I. in den erblichen Adelsstand.
Miller war ein anerkannter Rechtsgelehrter seiner Zeit, dessen Schriften von seinen Fachkollegen viel gelesen wurden. Seine Muse galt der Dichtkunst. In einem kleinen Band veröffentlichte er einige seiner Werke. Trotz der steilen Karriere vergaß der Müllersohn aus Walleshausen seine heimatlichen Wurzeln nie. So ist überliefert, dass er in späteren Jahren stets zu Allerheiligen nach Walleshausen kam. Dabei besuchte er jedesmal „seinen“ Birnbaum und küsste diesen auf den Stamm. Gewiss verband ihn mit diesem Baum so manche schöne Kindheitserinnerung. Am 11.12.1834 verstarb Dr. Josef von Miller in München und wurde dort im Südfriedhof beigesetzt.
Seine Tochter Josefine von Miller, bekannt durch ihre literarischen Beiträge in den Münchner Jugendblättern, heiratete 1842 Josef Stieler, den berühmten Maler der Münchner Schönheitsgalerie. Der Sohn der beiden ist der bekannte bayerische Mundartdichter und Schriftsteller Karl Stieler, der in so einfühlsamer Weise die bayerische und auch die europäische Natur- und Kulturlandschaft beschrieb. Auch einen alten Birnbaum beschreibt er in einem seiner Werke, vielleicht eine Erinnerung an die Erzählungen über den Lieblingsbaum des Großvaters.
Die alte Eiche mit Feldkreuz bei Schwabhausen
Idyllisch und friedlich wirkt der alte Eichenbaum neben dem Feldkreuz südlich von Schwabhausen. Kaum vorstellbar, dass sich unweit dieses Ortes in den letzten Kriegstagen ein schreckliches Unglück ereignete.
Alliierte Aufklärungsflieger hatten hier einen abgestellten Munitionszug entdeckt. Dabei erkannten sie jedoch nicht, dass auch ein vollbelegter Personenzug mit jüdischen KZ-Häftlingen aus dem Kauferinger Lager, einem Zweiglager von Dachau, dort abgestellt war. Das Unglück nahm seinen schrecklichen Verlauf. Die kurz darauf erscheinenden amerikanischen Kampfflieger beschossen den Zug. An der Unglücksstelle verstarben 120 Menschen. Die Verwundeten wurden ins Lazarett nach St. Ottilien gebracht. Ein Wegweiser führt zur einstigen Unglücksstelle, wo die Toten in Sammelgräbern beigesetzt wurden. Ein Gedenkstein erinnert an diese unschuldigen Menschen, die der menschenverachtenden NS-Gewaltherrschaft ausgeliefert waren und so kurz vor Kriegsende auf derart tragische Weise ihr Leben lassen mussten.
Die alte Pappelallee von St. Ottilien
Als in Geltendorf der Bahnhofsknotenpunkt der Strecken München-Landsberg und Augsburg-Weilheim 1898 eingerichtet wurde, war dies auch für das Kloster St. Ottilien ein Gewinn und die kostenlose Grundabtretung des Klosters zum Bau der Bahnlinie zahlte sich aus. Von nun an konnten Baumaterialien, Maschinen, Düngemittel und vieles mehr leichter transportiert werden. Um auf schattigem Pfade den Bahnhof zu erreichen, pflanzte Pater Sauter eine Pappelallee. Der umsichtige Benediktinerpater erreichte es auch, dass St. Ottilien eine eigene Bahnhofstation erhielt. Auch sonst lag ihm die Verkehrsanbindung des Klosters am Herzen. Zahlreiche Straßen in die Nachbargemeinden entstanden durch sein Betreiben, auch diese waren teilweise mit Alleen gesäumt als willkommener Schattenspender im Sommer und damit man bei winterlichen Schneeverwehungen nicht vom Weg abkam. Heute ist die alte Allee streckenweise auch mit herrlichen Birken durchzogen.
Die alte Linde von Hurlach
Majestätisch grüßen sie von der Hurlacher Lechleite herab - die Pfarrkirche, das Schloss und die alte Margarethenkapelle. An der äußersten Spitze erhebt sich ein Hügelvorsprung mit einem mächtigen Lindenbaum darauf. In der Hurlacher Chronik heißt es darüber: „Auf der Halbscheide des Weges zwischen Nassenwang und Hurlach überrascht uns eine von Natur und Kunst aufgeführte Anhöhe. Hier übten die ehemaligen alten Gutsbesitzer die Halsgerichtsbarkeit aus. Hier war der Galgen und gewährte den Gehängten einen schönen Ausblick über das Lechfeld hinüber“. Ob die Gehängten noch viel Sinn dafür übrig hatten, die schöne Aussicht zu genießen, sei dahingestellt. Doch verwundert es nicht, dass der Galgenhügel seither mit der Sagenwelt des Ortes fest verknüpft ist. Da wird von einem unterirdischen Gang erzählt, der vom Goggelhof neben der Pfarrkirche unter dem heutigen Schloss bis zum Galgenhügel geht, wo einst ebenfalls ein Schloss stand. Dieses war von Raubrittern bewohnt. Als es diese rohen, gewalttätigen und wüsten Männer zu bunt trieben, versanken sie eines Tages samt ihrem Schloss im Erdboden. Die wulstartigen Einbuchtungen am Hügelvorsprung geben noch eindrücklich Zeugnis von dem einstigen Schlossberg. Von da an wurde es still um den Galgenhügel. Die alte Linde allerdings hütet den riesigen Gold- und Edelsteinschatz, der sich im Inneren ihres Wurzelgeflechts verbirgt. Wem es eines Tages gelingt, den Galgenhügel siebenmal zu umrunden ohne dabei Atem zu holen, dem wird sie den Schatz freigeben, so weiß es die Sage zu berichten.
Die Lindenallee von Riedhof
Seit 1340 ist der Standort am Riedhof urkundlich erwähnt. Zunächst dem Kloster Wessobrunn zu Eigen wechselten die „Rytthöfe“ 1388 dann ihren Besitzer und gingen auf das Kloster Dießen über. Geschickt lenkten alle Bewirtschafter das bäuerliche Gut durch die Ereignisse der Geschichte. 1902 erwarb Freiherr Gerhard von Harsdorf den Riedhof. Er modernisierte die Landwirtschaft und erbaute 1910 gegenüber der Hofanlage ein schlossähnliches Wohngebäude, die er mit einer Lindenallee verband. Heute sind die 100jährigen Bäume zu einer wahren Prachtallee herangewachsen.
Maria Eich bei Erpfting
Schwerer Bedrängnis sahen sich die Bewohner in Erpfting ausgesetzt, als die Wirren des Dreißigjährigen Krieges über ihre Region hinwegbrausten. Neben den Kriegsverheerungen wütete auch der schwarze Tod, die Pest, die in Erpfting binnen 10 Jahre beinahe die gesamte Bevölkerung hinwegraffte. Mitten in dieser Not stellte der Pfarrherr Sießmayr ein Bild der schmerzhaften Muttergottes an einen Eichenbaum im nahegelegenen lichten Wald von Erpfting. Unaufhörlich pilgerten die Menschen zu dem Marienbild an der Eiche und flehten um ein baldiges Ende des Unheils. Tatsächlich schwand die Pest bereits das Jahr darauf. Doch der Krieg war noch nicht zu Ende. 1632 überfielen die berüchtigten Schweden das Dorf und nahmen den Müller Johann Zech gefangen. Als sie am besagten Eichenbaum vorbeizogen, wandte er sich inniglich flehend zur Muttergottes und bat um ihren Beistand. Erbost zogen die Schweden ihre Schwerter und wollten den Mann an Ort und Stelle niederstrecken. Doch beim Ausholen zerbarsten die Klingen über seinem Haupt. Voll Schrecken liefen die Soldaten davon. Daraufhin strömten Pilger aus der ganzen Umgebung zur „Maria Eich“. 1638 wurde eine Holzkapelle errichtet, in der das wundertätige Muttergottesbild aufgestellt wurde. Schließlich veranlasste man 1696 den Bau einer großen Marienkapelle durch den Wessobrunner Baumeister Johann Schmuzer, der kurz zuvor die Wallfahrtskirche von Vilgertshofen plante. 1762 wurde die Kapelle durch das Deckengemälde „Judith mit dem Haupt des Holofernes“ von Johann Baader, dem bekannten „Lechhansl“, ausgestaltet.
Die alte Allee zur Altötting-Kapelle
Gegenüber des Friedhofes der Dreifaltigkeitskirche begann einst die Allee zur Altötting-Kapelle, die in der Volksfrömmigkeit der Landsberger schon seit 300 Jahren eine hohe Bedeutung hat. Der Ursprung der Marienverehrung an diesem Ort reicht in das Jahr 1704. Damals errichtete der Salzstößler Zacharias Neumair an dieser Stelle eine Mariensäule aus Dank für die Genesung aus einer schweren Krankheit. Als später dort auch ein Bub von seiner Gelähmtheit geheilt wurde, fand der Ort einen so regen Zulauf, dass man eine Kapelle bauen wollte. Doch das Ordinariat von Augsburg lehnte zunächst ab, „damit den umliegenden Gotteshäusern und Wallfahrten kein Abbruch geschehe“. Doch 1719 fanden die Bitten der Bürger Gehör und es wurde eine Barockkapelle zu Ehren „Unserer Lieben Frau zu Altötting“ erbaut.
Im Zuge des Neubaus der Altöttinger Kapelle im neugotischen Stil wurde 1856/57 auch die Außenanlage samt Wegführung neugestaltet.
Wohl im Frühjahr 1857 wurde dabei auch die Allee gepflanzt, um den Gläubigen im Sommer Schatten zu spenden und im Winter bei Schneeverwehungen den rechten Weg zu weisen. Vorwiegend waren es Linden durchsetzt mit Eschen und Ahornen. Bis heute stehen noch einige Bäume der alten Allee.
Der Mammutbaum von 1872
Seit 1887 besteht das staatliche Fortsamt in Landsberg an diesem Standort. Damals wurden „Wohnung und Bureau für den kgl. Oberförster“ in dem schmucken Biedermeierhaus eingerichtet. Zum Glück könnte man heute sagen, denn bereits 1872 wurde in den Garten des Hauses ein Mammutbaum gepflanzt und wer könnte ein besserer Garant für den Erhalt des Baumes sein als ein Forstamt. Wenn man davon ausgeht, dass diese Baumart in ihrer Heimat Kalifornien 100 Meter hoch und 3000 Jahre alt werden kann, so handelt es sich hier gewissermaßen um ein „Baumbaby“, das noch so manche Forstreform erleben wird.
Die alte Eiche in der Pößinger Au
Ein bezaubernder Naturraum öffnet sich für die Landsberger Bürger im Lechpark Pößinger Au. Wald, Wiesen und Auenlandschaften sind hier zu einem vorbildlichen Naherholungsgebiet zusammengefasst, das zum Verweilen geradezu einlädt. Ob Kneippanlage, Wasserspielplatz oder Wildgehege, viele Angebote erfreuen Alt und Jung beim Besuch dieses weiträumigen Naturparks. Auch die Bäume „kommen zu Wort“, denn auf einem Naturlehrpfad werden zahlreiche Baumarten erklärt, natürlich darf dabei die wohl älteste Bewohnerin der Pößinger Au nicht fehlen, die alte Eiche im Süden des Parks.
Vielleicht war die alte Eiche ja einst der Versammlungsplatz für all die gruseligen Gestalten aus der nahen Teufelsküche und die zahlreichen dort gesichteten Druden, Hexen, Holzweibeln und Hojemännlein tanzten in der Walpurgisnacht um deren knorrigen Stamm.
Die alten Kapellenlinden von Reisch
„...Du sollst in Deinem Leben
Nach der Tugend streben
Dann wird dir einst zu Teil
Als Lohn das ew´ge Heil!
Denke, wo du immer bist,
dass der Tod dir nahe ist!
Wie vom Baum fällt das Laub,
so der Leib zerfällt zu Staub...“
Diese Worte stehen auf einem Totenbrett an der Gedächtniskapelle bei Reisch. Errichtet wurde sie 1855 zum Gedenken an Anna Maria Zimmermann, die an dieser Stelle ein Jahr zuvor tödlich verunglückte. Sie war gerade mit ihrem Einspänner auf der Heimfahrt nach Pflugdorf, in Reisch hatte sie ihre Eltern vom Jäcklhof besucht, als plötzlich ihr Pferd scheute und der Wagen kippte. Um die Kapelle wurden ursprünglich vier Linden gepflanzt, von denen zwei markante Bäume noch Zeugnis geben.
Die Marienlinde bei Schwifting
„300 Jahre kommt sie, 300 Jahre bleibt sie, 300 Jahre vergeht sie!“ so heißt es im Volksmund über das Alter einer Linde. In einer Zeit, wo alles Sterbende möglichst rasch aus dem Blickfeld geräumt wird, tut es der menschlichen Seele wohl, wenn man einen so würdevoll vergehenden alten Baum betrachten darf wie die Marienlinde bei Schwifting. Uralt ist sie und noch immer voller Leben. Jedes Jahr treiben ihre schlafenden Augen aus dem Stamm hervor und zur Sommersonnenwende blüht der gekrümmte Kronenbaum in verschwenderischer Fülle. In so manchem Honigglas eines nahegelegenen Imkers dürfen wir von ihrer durch Bienenfleiß eingeflogen Süße und vielleicht auch Lebensweisheit naschen. Millionen von kleinen Lebewesen ist sie Heimstatt, allen voran den Insekten, aber auch zahlreichen Vögeln und Kleinsäugetieren spendet sie Nahrung und Wohnung. Wie alt mag sie tatsächlich sein? Eine Mariensäule vor ihr wird erstmals 1738 erwähnt - vielleicht hing zuvor schon ein Marienbildnis an ihrem Stamm. Jedenfalls wurde die Muttergottes zu ihrer Namensgeberin.
Die alte Linde am Missionskreuz von Schwifting
„Swift“ bedeute so viel wie still. Welche Baumart vermittelt mehr Stille, Ruhe und Einkehr für uns Menschen als eine Linde. In einem bayerischen Volkslied singt man:
„Bei der Linden bin i g´sessn
bei der Lindn sitz i gern
da koma, wenn´s schee windstaad is
das Herzklopfen hörn“
Sofern nicht gerade ein Wagen vorbeifährt oder ein Flieger die Luft durchschneidet, ist es wirklich „swift – still“ an der Linde am westlichen Ortseingang. Ihr Alter wird auf 200 Jahre geschätzt. 1888 stifteten die Schwiftinger neben ihrem Stamm ein Missionskreuz.
1987 wurde die schöne Linde „Schirmherrin“ für das Gründungsjubiläum in Schwifting. Anlässlich der 1000-Jahrfeier wurde unter ihrem Kronenraum ein Gedenkstein für dieses Jubiläum gesetzt.
Die alte Kirchenlinde von Oberdießen
Einst hatten die Oberdießener gleich zwei Friedenslinden. Am Platz, wo heute der Maibaum steht, wurde im Frühjahr 1871 die erste Friedenslinde gepflanzt. Sie wurde 1958 entfernt, nachdem ein Unwetter den Baum schwer beschädigt hatte.
Die zweite Friedenslinde steht bis heute malerisch neben der Kirche. Dieser Baum wurde 1921 durch den Schullehrer Johann Schöllhorn und den Pfarrer Otto Weber zum Gedenken an die Gefallenen des I. Weltkrieges gepflanzt.
Die Eschenallee von Asch nach Unterdießen
Wo sonst passt eine Allee aus Eschen besser ins Ortsbild als nach Asch, das diesen Baum als Wappen trägt. 1910 wurde die langgezogene Eschenallee von dem Wegmacher Matthäus Welz aus Oberdießen im Auftrag des damals zuständigen Bezirksamtes Kaufbeuren gepflanzt. Von da an säumten Dutzende von jungen Eschen über Jahrzehnte die Straße von Asch nach Unterdießen. Damals wurden Straßenalleen aus zwei Gründen gepflanzt. Zum einen waren sie eine willkommene Beschattung vor allem für den Milchtransport während der heißen Sommermonate. Zudem kam man im Winter bei Schneeverwehungen nicht vom Weg ab, denn die Bäume hielten nicht nur die Böen etwas zurück, sondern zeigten zugleich den Verlauf der Straße an. Mit der zunehmenden Motorisierung und dem damit verbundenen massiven Straßenausbau wurde in den vergangenen 40 Jahren ein Großteil der Alleen Bayerns gefällt. Auch von der einstigen Eschenallee von Asch nach Unterdießen stehen nur mehr wenige Exemplare.
Friedenslinde 1870/71 in Asch
Immer wieder trifft man sie an, die Friedenslinden von 1870/71. Auch in Asch steht noch so ein Baum, der anlässlich der Heimkehr der jungen Männer aus dem deutsch-französischen Krieg im Frühjahr 1871 gepflanzt wurde.
Einst hieß es: „Findest du Reiter im Zeichen der Linden, so lass dich nieder, denn du wirst Frieden finden.“ Stets galten die Linden mit ihrem herzförmigen Blättern als Symbol der Barmherzigkeit und des Friedens. Mit Lindenzweigen auf den Hüten und im Haar zogen früher die Pilger durch die Lindenalleen zu den Wallfahrtskirchen.
Ach hätten doch all die gesetzten Friedenssymbole, die im Frühjahr 1871 landauf und ab in Form von Friedenslinden gepflanzten wurden auch ins 20. Jahrhundert hineingewirkt! Aber es kam anders. Im Sommer 1914 zogen die Söhne der Veteranen von einst mit Eichenlaub auf den Helmen ins Feld. So blieb die Linde der „Baum der Heimat“ und die Eiche wurde zum „Baum des Vaterlandes“.
Die alte Buche an der Mariengrotte von Schöffelding
Lange überlegte man, wo wohl der geeignetste Standort für die Neuerrichtung der abzutragenden Lourdes-Grotte am Aufgang zum alten Pfarrhof von Schöffelding sein könnte. Doch auf einmal lag es klar vor Augen: Zur alten Buche würde sie gut passen, denn es hieß, dass dort schon einmal eine Kapelle stand, genaues wisse man allerdings nicht mehr. Gesagt getan! Tatkräftig und einfühlsam ging der Ortsverschönerungsverein sogleich zu Werke. Und siehe da, als das Fundament für die neue Mariengrotte ausgehoben wurde, kam ein Mörtelstein zum Vorschein auf dem ein Buchenblatt eingeprägt war und die Ursprünge der alten Kapelle traten zu Tage. Somit war bewiesen, dass unter der alten Buche schon einmal eine Kapelle stand, die wohl im Rahmen der Säkularisation abgetragen wurde.
Seit 1989 steht sie nun die Mariengrotte unter der Buche, ein schöneres Platzerl hätte man für dieses Symbol der inneren Einkehr wahrlich nicht finden können.
Aufgrund ihrer Bedeutung, Eigenart und Schönheit ist die alte Buche an der Mariengrotte von Schöffelding als Naturdenkmal geschützt.
Die Kapellenlinden an der Uhlkapelle - Maria am Weg
„Maria am Weg“ heißt sie, die kleine Kapelle zwischen zwei mächtigen Lindenbäumen. Unaufhörlich auf dem Weg sind sie gewiss, die vorüberziehenden Menschen auf der Autobahntraße über den Wipfeln der beiden Linden. Doch im Laufe eines Lindenlebens wird sich auch einmal diese menschliche Lebensform auf der Straße wieder wandeln. Um 1700 sind der Ursprung der einstigen Holzkapelle die hier an der alten Verbindungsstraße von Windach nach Eresing stand. Der Straßenverlauf führte durch das kleine Waldstück an der Ulrichskapelle vorbei. Als die Kapelle marode und baufällig geworden war, errichteten Johann Uhl, Helmut Kreitner und Ludwig Mayer eine neue Kapelle, die nun bald ihr 50 jähriges Bestehen feiern kann. In der Bevölkerung wird sie auch „Uhlkapelle“ genannt.
Aufgrund ihrer Bedeutung, Eigenart und Schönheit sind die Willibaldslinden als Naturdenkmal geschützt.
Die alten Linden bei Sankt Willibald in Unterfinning
Die mächtigen Linden bei der St. Willibaldskapelle von Finning stammen wohl aus der Zeit des Kapellenbaues von 1657 und begleiten nun schon 350 Jahre die Besucher dieses Kleinods. Beschirmender Schatten war vor allem gefragt bei den Willibaldsumritten um den 7. Juli, wo die hochsommerliche Hitze Roß und Reiter ganz schön zu schaffen machen konnten. Damals wurden die Pferde zur Segnung durch die Kapellenpforte vom Süd- zum Nordeingang geführt, um möglichst nah am Priester den heilsamen Schutz vor Seuchen und Gebrechen zu erhalten. Der heilige Willibald ist der Patron der Diözese Eichstätt und galt als Schutzheiliger für die Gittermacher. Beim Volk wurde er vor allem beim Ausbruch von Viehseuchen angerufen. Auch die St. Willibaldskapelle wurde von den Finninger Bauern nach einer überstandenen Viehseuche errichtet.
Aufgrund ihrer Bedeutung, Eigenart und Schönheit sind die Willibaldslinden als Naturdenkmal geschützt.
Die alte Feldulme bei Hofstetten
Selten geworden sind die herrlichen Ulmen in Bayern, denn im 20. Jahrhundert wurden sie weites gehend hinweggerafft durch den Schlauchpilz Ophiostoma ulmi, der Verursacher des „Ulmensterbens“. Übertragen werden die Pilzsporen durch den Ulmensplintkäfer (Scolytus). Bald schon nach der Infizierung beginnen die Ulmen zu welken, da die Pilzfäden die Wasserleitungsbahnen der Bäume verstopfen. Der erkrankte Baum stirbt nach kurzer Zeit ab. Selbst die legendäre „Lutherulme“ zu Worms fiel dem Pilz zum Opfer. Mit 11 Metern Stammumfang zählte sie zu den mächtigsten Ulmen Europas. Im Jahr 1991 schließlich musste auch die viel besungene „Uhlandulme“ zu Hirsau gefällt werden.
„Zu Hirsau in den Trümmern da wiegt ein Ulmenbaum
Frisch grünend seine Krone hoch übern Giebelsaum.
Er wurzelt tief im Grunde vom alten Klosterbau;
Er wölbt sich statt des Daches hinaus ins Himmelsblau...“
Ludwig Uhland
Die Feldulme bei Hofstetten hat das Ulmensterben überlebt. Ihr Alter wird auf 170 Jahre geschätzt. Die Herrgottsruh-Säule mit dem gegeißelten Heiland wurde 1869 von dem Kaufmann Anton Egwolf gestiftet.
Höchste Zeit wird es, wieder Ulmen in Bayern zu pflanzen. Dank der züchterischen Arbeit einiger Baumschulen, gibt es seit einigen Jahren Ulmensorten, die gegenüber dem Schlauchpilz resistent sind. Damit ist dieser Baumart die Möglichkeit gegeben, die mitteleuropäische Landschaft wieder zu beleben und zu bereichern. Um der Entscheidung zur Ulmenpflanzung ein wenig Anstoß zu verleihen, im folgenden eine kleine Ulmenkulturkunde:
In Mitteleuropa kennen wir drei natürlich vorkommende Ulmenarten: Die Bergulme, die Feldulme und die kleinere Flatterulme. Berg- und Feldulmen werden bis zu 500 Jahre alt. Wobei die erstere in einer Höhe von bis zu 1300 Metern wächst, während die andere die wärmeren Niederungen bis 600 Höhenmetern bevorzugt. Frisch-humose Böden lieben sie alle drei, die Flatterulme mag es sogar feucht und wächst vor allem in Auenwäldern. In den ersten 30 Lebensjahren wachsen die Ulmen schnell zu einer Höhe von 35 Metern bisweilen 40 Metern heran (Flatterulme 30 Meter).
Das Holz des Rüsters, wie die Ulmen auch genannt werden, zählt bei Schnitzern, Drexlern und Schreinern zur schönsten europäischen Holzart. Wunderbar gemasert gilt das Rüsterholz als äußerst druckfest und dauerhaft.
Bereits im zeitigen Frühling blühen die Ulmen. Weit bekannt waren bei den Kindern die witzigen „Ulmenscheibenflieger“, die geflügelten Nüsschen. Bereits im Mai verbreiten sich die Ulmensamen mit diesem natürlichen Flugapparat über weite Entfernungen. In der Vorstellung der antiken Griechen begleiteten diese zauberhaft schwebenden und in den Lüften tanzenden Ulmenfrüchte zu tausenden den fliegenden Götterboten Hermes, wenn er die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich hinüberführte. Auch sonst galt die Ulme bei den Griechen als ein Sinnbild des Vergehens und des Abschiednehmens. Unter der Ulme beweinte Orpheus den Tod seiner alles geliebten Eurydike. Die Nymphen pflanzten junge Ulmen auf das Grab des Eätions, dem Vater der Andromache. Nach dem Diebstahl der goldenen Äpfel durch Herkules verwandelten sich die Hesperiden in die drei Bäume der Trauer Ulme, Weide und Pappel.
„Die Reben umfangen aus süßem Verlangen die Ulmen mit Lust.“ dichtete 1656 Philipp von Zesen. Bereits die Römer leiteten ihre Rebstöcke in die knorrigen alten Ulmen um ihnen Halt zu geben. Später verwendeten die Winzer Rüsterholz zum Stäben der Weinstöcke.
Aus dem feinen Ulmenbast wurden einst die Bienenkörbe geflochten. Als „Cortex Ulmi interior“ galt der Tee aus Ulmenbast sogar als heilendes, magenschonendes Mittel gegen Durchfall und der Sud der Ulmenrinde wurde äußerlich gegen Wunden und Ausschläge verwendet.
Bei der sogenannten Aschenbrennerei stand die Ulme einst hoch im Kurs, denn sie lieferte die wertvolle „Waldasche“, die als Pottasche den 8 fachen Kaligehalt als die Fichte brachte und selbst die Buchenasche um ein Vielfaches an Wert übertraf. In gepichte Fässer gefüllt wurde die Pottasche aus den Waldregionen auf dem Flösserweg und durch Pferdetransport zu den Glashütten gebracht. Dort galt die Pottasche als „Flussmittel“ zur Beschleunigung des Schmelzprozesses beigemischt. 100 Teile Sand - 30 Teile Pottasche - 15 Teile Kalk lautete eine alte Formel.
Die Luitpoldlinde auf dem Kapellenberg von Thaining
Idyllisch erhebt sich der Kapellenberg auf 713 Höhenmeter über Thaining. Von Lindenbäumen umsäumt steht dort oben eine Marienkapelle. Eine schwarze Madonna wird an diesem Ort nachweislich seit dem 18. Jahrhundert verehrt und die Legende weiß zu berichten, dass alle Versuche, die Marienfigur zu entwenden, fehlschlugen. Denn je weiter man sie von ihrem angestammten Ort in schlechten Absichten entfernt, desto schwerer wird die Figur. Reumütig wurde sie jedesmal wieder zurückgetragen, wobei die Marienfigur umso leichter wurde, je näher sie wieder ihrem Altar kam.
Ein majestätisches Platzerl möchte man sagen, blickt man vom Kapellenberg herab. Das dachten sich vor fast 100 Jahren wohl auch die königlich-bayerischen Waldarbeiter und Forstleute vom Bezirk Thaining. Denn sie stifteten am 12. März 1911 eine Linde und einen Gedenkstein darauf steht: „In Treue fest zum neunzigsten Geburtstag seiner vielgeliebten königlichen Hoheit Prinzregent Luitpold v. Bayern wurde im Jahre 1911 die nebenstehende Linde gepflanzt.“
Aufgrund ihrer Bedeutung, Eigenart und Schönheit sind die Willibaldslinden als Naturdenkmal geschützt.
Die Kaiserlinde von Issing
Wahrzeichen und prächtiger Ortsmittelpunkt zugleich ist die alte Kaiserlinde von Issing. Im Jahr 1853 wurde sie von Pfarrer Wendelin Gschwend gepflanzt als er die Pfarrei in Pforzen übernahm und von Issing wegzog. Er setzte den Baum als Gedenkbaum, um daran zu erinnern, dass Issing 1845 während seiner Amtszeit zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Nach bald 20 Jahren gab es einen anderen denkwürdigen Anlass, zu dem die Linde dann herhalten musste. Im Rahmen der Festveranstaltung zum Ende des deutsch-französischen
Krieges und zum Gedenken an das neugegründete Kaiserreich 1871 wurde die Linde nun zur Kaiserlinde umgetauft. Das Kaiserreich verging, doch die Pfarrei Issing besteht noch heute. Im Jahr 2007 wurde die Linde saniert und zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit zurückgeschnitten. Dank der schlafenden Augen im Stamm und in den Ästen formt sie von Jahr zu Jahr wieder einen runden Kronenraum.
Die alte Schwarzpappel von Utting
Eine Baumbesonderheit von Utting ist die mächtige Schwarzpappel am Gries. Mit der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes, der wasserversorgten Kies-Sandböden entlang von Flüssen, verschwand auch die Schwarzpappel aus unseren Breiten und steht seither auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten in Deutschland. Umso schöner ist es, eine so beeindruckende Vertreterin wie die mächtige Schwarzpappel in Utting anzutreffen.
In den Alpen kann sie bis in einer Höhe von 1600 Metern vorkommen, dabei ist sie der Gefahr von Überschotterung bestens gewappnet, da sie aus den schlafenden Augen an ihrem Stamm stets neue Wurzeln bilden kann. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Schwarzpappeln beträgt 150 Jahre, doch erreichte so manche „zähe Dame“ auch schon ein Alter von 300 Jahren.
Schwarzpappeln sind zweihäusig, d.h. sie entwickeln männliche und weibliche Bäume. Vor dem Blattaustrieb Ende April blühen beide. Aus den windbestäubten weiblichen Blütenkätzchen bilden sich Fruchtkapseln, die Anfang Juni aufplatzen und die charakteristische „weiße Wolle“ hervorquellen lassen. Durch diese schwimmfähigen Polster verbreitet sich die Schwarzpappel entlang der Flussufer.
Pappelholz zählt zu unseren leichtesten Holzarten. Mit ca. 0,45 g/cm³ hat sie nur halb so viel spezifisches Gewicht wie Hainbuchenholz. Verwendung findet Pappelholz heute unter anderem bei der Herstellung von Schneeschaufeln, Backtrögen, Hutformen, Schuhleisten, Zahnstocher, Zündhölzer und Spankisten.
Die Schwarzpappel (Populus niger) hat ihren Namen von der schwärzlichen Borke. Bekannt ist vor allem die aus ihr gezüchtete italienische Säulenpappel bzw. Pyramidenpappel. „Pappeln, belaubte Phallen, am Weg Napoleons. Gloire im Blätterschatten, im Winde das Umsonst..“ beginnt ein Gedicht von Günter Eich. Tatsächlich war es der französische Feldherr der vor 200 Jahren seine Heeresstraßen mit diesen Pyramidenpappeln als Ausdruck seiner Macht bepflanzen ließ, um so seinen Soldaten den rechten Weg zu den Fronten zu weisen.
Holzhausen - Ein Ort im Park
Durchzogen von uraltem Baumbestand ist der Siedlungsbereich von Holzhausen, der im Sommer vollends eingehüllt im Grün hoher Baumwipfel erscheint. Erwähnenswert sind die „hohe Linde“ zum Kirchenaufgang und die „dicke Eiche“ am nördlichen Bahnübergang.
Die Anmut und den Liebreiz dieser Landschaft erkannten einst zahlreiche Maler und so entwickelte sich Holzhausen Ende des 19. Jahrhunderts zur Künstlerkolonie. Werke und Schaffensperioden bekannter Künstler wie Münzer oder Thöny sind untrennbar mit Holzhausen verbunden. Besonders die Erinnerung an das Künstlerehepaar Gasteiger lebt bis heute in Holzhausen fort. Sie vermachten ihr Haus mit dem herrlich gestalteten Landschaftspark dem bayerischen Staat. Heute befindet sich ein Museum darin und es besteht die Möglichkeit sich dort standesamtlich trauen zu lassen, was von vielen Paaren gern und zahlreich angenommen wird. So wurde „Holzhausen“ für viele zum „Hochzeithausen“.
Friede- und Freudebaum und Kopfweide in Dießen
Als „Friede- und Freudebaum“ bezeichnete Martin Luther vor einem halben Jahrtausend die Linde. Diesem Symbol alle Ehren macht die alte Linde an der evangelischen Kirche von Dießen. Auch sie wurde bereits vor 100 Jahren in den „Landsberger Naturschönheiten“ erwähnt. Auf dem Wiesenareal befindet sich zudem eine breite Kopfweide.
Kastanienallee vom Münster nach St. Georgen
Eine 100jährige Kastanienallee verbindet das Marienmünster von Dießen mit dem alten Ortsteil St. Georgen. Auf einem künstlich angelegten Hügel befindet sich dort die frühere Pfarrkirche von Dießen. Anfangs des 9. Jahrhunderts wurde hier das erste Kloster gegründet, 955 durch die Ungarneinfälle zerstört und 1132 nach Dießen übersiedelt. Im Biergarten des Gasthauses „Am Kirchsteig“ steht eine beeindruckende Linde. Sie beschirmt die Mariensäule von St. Georg. Im Jahr 1915 hatte sie bereits einen Umfang von 5,20 Metern. Auch eine alte Lindenallee führt durch St. Georgen.
Die alte Schulhauslinde von Kinsau
Lange dauerte es, bis in Kinsau ein Schulunterricht eingeführt wurde. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts mussten die Kinder des Ortes nach Apfeldorf marschieren, um das Lesen und Schreiben zu erlernen. Als endlich der erste Schulmeister 1757 sein Amt in Kinsau bezog, wurde all die gesetzte Hoffnung, die man mit seiner Person verband, jäh enttäuscht. Warum der Schulmeister gar so erzürnt, über die damals vielbesuchte Wallfahrt zur wundertätigen Muttergottes-Gnadenstatue in der Pfarrkirche von Kinsau war, die in manchen Jahren dort bis zu 17000 Besucher zählte, ist nicht geklärt. Das religiöse Treiben ärgerte ihn derart, dass er die gotische Marienfigur entwendete und in der nahegelegenen Köllberghalde vergrub. Von da an war er flüchtig und geriet immer mehr auf die schiefe Bahn. Schließlich wurde er 1771 wegen Diebstahl und Raubmord gerädert und hingerichtet.
Gewiss waren die nachfolgenden Schulmeister ein besseres Vorbild für ihre Zöglinge. Doch im Schreiben blieb es weiterhin weit gefehlt, noch 1823 unterzeichneten 38 von 60 Hausbesitzern in Kinsau mit einem Kreuz. Wohl ein Spiegelbild für die meisten bayerischen Orte in dieser Zeit. Damals erbaute die Gemeinde den ersten eigenen Schulsaal, der 1840 mit einer Lehrerwohnung und Garten erweitert wurde. Somit war man 1862 auch gerüstet für die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Bayern. Bald schon wurde das alte Schulhaus wieder zu klein und man errichtete 1913 ein neues Gebäude. Viele Schuljahrgänge hat sie aus und ein gehen gesehen, die alte Schulhauslinde am Kirchplatz von Kinsau, die nach Überlieferungen um das Jahr 1850 gepflanzt wurde. 25 Jahre lang von 1949 bis 1974 stand neben ihr der Dorfkiosk mit allerlei süßen Verlockungen. In den heißen Sommermonaten spendete ihr beschirmendes Laub den Schülern kühlenden Schatten und ihr Stamm war die Ausrast bei so manchem Fang- und Versteckspiel der Kinder. „Eins, zwei, drei ich bin frei!“ hieß es dann bis die Pausenglocke erklang.
Die Luitpoldlinde von Reichling
Ihr Alter sieht man ihr wahrlich nicht an, doch die kleine Linde am Hauptplatz von Reichling wurde bereits am 12. März 1911 zu Ehren des Prinzregenten Luitpold gepflanzt. Im damaligen Vereinsbericht des örtlichen Krieger- und Veteranenvereins steht darüber kurz und bündig: „12. März Kirchenparade; danach setzen einer Linde am Weg vom Schulhaus zur Kirche zum Andenken an das 90jährige Geburtsfest S.K.H. des Prinz Regenten Luitpold von Bayern. Die Linde stiftete Herr Konrad Sepp, Privatier von hier und wurde von Herrn Baumwart Anton Dirr von Reichlingsried unter einer Ansprache des H. Bürgermeisters Lechle und unter Absingen der Wacht am Rhein gesetzt“.
Als Ende April 1945 amerikanische Panzer in Reichling einrückten, wurde die Luitpoldlinde beim Herablassen eines Panzerrohres von dessen Spitze gerammt. Das dabei entstandene tiefe Loch im Baumstamm ist heute weitgehend überwallt und in ca. 1 Meter Höhe erkennbar.
Die rettende Linde an der Antoniuskapelle in Reichling
Immer wieder finden sich ehrwürdige Bäume neben Kapellen. Zumeist sind es Linden, die als Symbol der Barmherzigkeit, des Schutzes, des Friedens und der Freude gepflanzt wurden. Auch im Landkreis Landsberg stößt man auf zahlreiche Ensembles, bei denen sich Kapelle und Lindenbaum herzlich vereinen, so auch bei der St. Antoniuskapelle in Reichling. Dort steht heute eine junge Linde, deren Vorgängerin einst ein wichtiger Zufluchtsort für eine Mutter mit ihrer Tochter war.
Die Autorin Rita Theis berichtet in ihrem „Kapellenführer für den Landkreis Landsberg am Lech“ darüber: „Im Jahre 1697 machte sich Frau Maria Wohlmuth mit ihrer Tochter zu Fuß von Lenggries auf den Weg ins „Schwäbische“ zu einem „Abbeter“, der, so sagten die Verwandten, ihrer Tochter die seit der Geburt blind war, helfen kann. Als sie kurz vor Reichling waren und es so allmählich zu dämmern begann, kam von Westen her ein arges Gewitter. Die beiden Frauen suchten Schutz unter einer Linde. Die Mutter, eine große Verehrerin des hl. Antonius, rief ihn im Gebet inständig um Hilfe an, dass er sie vor dem Gewitter beschützen möge und um Fürbitte für ihr Kind, dass es das Augenlicht erlangen möge. Beide, Mutter und Kind, müde von der langen Wanderung, schliefen unter dem Baum ein. Beim Morgengrauen merkte die Tochter, sie kann verschwommen Umrisse erkennen. Je heller es wurde, desto deutlicher konnte sie die Umwelt wahrnehmen. Mit einem unbeschreiblichen Glück im Herzen machten sich die beiden Frauen auf den Heimweg. In Lenggries erzählten sie den Verwandten, Freunden und Bekannten von dem geschehenen Wunder, bei denen große Freude herrschte. Von tiefer Dankbarkeit beseelt, ließ Frau Wohlmuth dem hl. Antonius unter der Linde in Reichling eine Kapelle erbauen, die heute von den Anrainern gepflegt und erhalten wird“.
Weitere schöne Erzählungen und die historische Beschreibung zu den Kapellen des Landkreises finden Sie in: „Kapellenführer für den Landkreis Landsberg am Lech“ von Rita Theis, erhältlich im Landratsamt Landsberg am Lech.
Die drei Gebetslinden von Wessobrunn
Ein Schatz für die Sprachforschung wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in der Klosterbibliothek Wessobrunns gehoben. Sie barg das bisher älteste Gedicht in deutscher Sprache. Ein Mönch schrieb die heute als „Wessobrunner Gebet“ bekannten althochdeutschen Worte vor 1200 Jahren in sein lateinisches Textbüchlein. In seinem Hymnus über die Weltschöpfung schildert er auch eine Welt noch ohne Bäume:“..., dass Erde nicht war, noch Firmament, weder Baum noch Berg kein Stern und auch die Sonne nicht schien...“. Woher der Mönch stammte, der diese Worte verfasste, ob er gar ein Benediktiner aus Wessobrunn war, ist nicht geklärt. Der Historiker und Förderer Wessobrunns Prof. Dr. Sepp veranlasste 1875, den Wortlaut des Wessobrunner Gebetes in einen Steinfindling zu meisseln und diesen neben der alten Dorflinde aufzustellen. Es heißt der Baum wurde kurz nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs gepflanzt. An ihrem Stamm verweilten im 18. Jahrhundert gewiss auch zahlreiche Schüler, die in Wessobrunn als Stukkateure ausgebildet wurden und von hier aus an die Höfe Europas ihre Kunstfertigkeit trugen. Zusammen mit den beiden Schwestern werden die drei Lindenbäume heute als Gebetslinden von Wessobrunn bezeichnet.
Die Tassilolinde von Wessobrunn
Wohl keine Linde in Bayern ist berühmter als sie, die Tassilolinde von Wessobrunn. Noch heute kommen die bayerischen Gemüter in Wallung, wenn dieser Baum kränkelt oder von den Unbilden der Natur wie Blitzschlag, Sturm oder Hagelschaden in Mitleidenschaft gezogen wird. Für die einen ein Symbol des Naturschutzes, der ewigen Lebenskraft und des unermüdlichen Wideraufbäumens der „Lindenfamilie“, ist sie bei anderen gleichsam ein Sinnbild für älteste heimatgeschichtliche Wurzelfindung und Identität des „unbeugsamen, bayrischen Volksstammes“. Wen wundert es, steht sie doch in direkter Beziehung mit dem unglücklichen Herzog Tassilo III. und somit im übertragenen Sinne für ein urbayerisches Streben nach Eigenständigkeit.
Auf einer Wildschweinjagd war es Mitte des 8. Jahrhunderts. Hoch zu Ross ging es munter über Stock und Stein. Gegen Abend schlug Herzog Tassilo zusammen mit seinen beiden Begleitern Wezzo und Tharingari unter dem schützenden Blätterdach eines mächtigen Lindenbaumes das Nachtlager auf. Tharingari übernahm die erste Wache, während Herzog Tassilo und Wezzo sich niederlegten. Erschöpft und müde fielen beide alsbald in einen tiefen Schlaf. Da hatte Tassilo einen sonderbaren Traum. Darin erblickte er drei sprudelnde Quellen, die an einem Punkt kreuzförmig zusammenflossen. Von dort aus reichte eine Treppe bis an die Himmelspforte, worauf Engel auf und ab schwebend aus der Quelle schöpften und ganz oben stand der hl. Petrus.
Am folgenden Morgen berichtete Tassilo seinen beiden Freunden und Begleitern den Traum. Einhellig erklärten sie, dass es sich dabei um eine Weisung Gottes handeln müsse und so suchten sie gemeinsam nach der Quelle. Es dauerte nicht lange und Wezzo wurde fündig. Daraufhin ließ Herzog Tassilo 753 ein Benediktinerkloster zu Ehren des Apostel Petrus errichten und benannte es nach dem Entdecker der Quelle ´Monasterium Wezzofontanum`, das heutige Wessobrunn.