Der Biber als Schlüsselart der Aue

Der Biber als Schlüsselart der Aue
© Foto von Albrecht Fietz

Seit etwa 15 Millionen Jahren besiedelt der Biber (Castor fiber) die Landschaften Bayerns und prägte die heimischen Fluss- und Bachauen. Mit Ausnahme der höheren Lagen in den Alpen und Mittelgebirgen war der Biber bis ins 19. Jahrhundert flächendeckend in Bayern verbreitet. Doch durch die Jagd auf sein wertvolles Fell, das Wollhaar, den begehrten Bibergeil (ein Sekret aus Drüsen, das als Heilmittel galt) und nicht zuletzt wegen seines Fleisches, das in der Fastenzeit verzehrt wurde, wurde der Biber in Bayern 1867 ausgerottet.

Erst ein Jahrhundert später gelang es dem Bund Naturschutz mit Unterstützung der bayerischen Regierung, den Biber erfolgreich wieder anzusiedeln. Diese Wiederansiedlung markierte den Beginn eines erstaunlichen Erfolgs, denn heute lebt der Biber wieder in vielen Regionen Bayerns – auch im Landkreis Landsberg am Lech, wo sich inzwischen eine gesunde Population etabliert hat.

Der Biber als Schlüsselart der Aue
Der Biber als Schlüsselart der Aue
Der Biber als Schlüsselart der Aue

Der Einfluss des Bibers auf die Flussaue
Der Einfluss des Bibers auf die Flussaue

Der Einfluss des Bibers auf die Flussaue

Mit seiner Rückkehr bringt der Biber nicht nur ein Stück verloren geglaubte Natur zurück, sondern er spielt eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Landschaft. Besonders in der Flussaue, die von Natur aus ein dynamischer und artenreicher Lebensraum ist, verstärkt der Biber die natürliche Vielfalt durch seine einzigartigen Bautätigkeiten. Flüsse und Bäche, die wir Menschen oft begradigt und verbaut haben, erhalten durch ihn wieder Struktur und Leben.

Eine Aue ist für den Biber ein idealer Lebensraum, denn sie bietet ihm alles, was er braucht: Nahrung, Schutz und Baumaterial. Im Gegenzug erhöht der Biber die strukturelle und biologische Vielfalt der Auenlandschaften. Durch den Bau seiner Dämme entstehen neue Wasserflächen und Feuchtgebiete, die zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. So profitieren nicht nur der Biber selbst, sondern auch viele Fische, Amphibien, Insekten und Vögel von den Veränderungen, die er herbeiführt.


Biberdämme

Biberdämme

Bauwerke mit großem Einfluss

Die berühmten Biberdämme sind ein Meisterwerk der Natur. Sie bestehen aus gefällten Bäumen, Ästen, Schlamm und Steinen, die der Biber geschickt zu einer Barriere aufschichtet, um den Wasserstand in seinem Revier zu regulieren. Je größer die Biberpopulation, desto häufiger findet man diese Dämme auch in flacheren Gewässern.

Der Biber als Schlüsselart der Aue

Die Auswirkungen dieser Dämme sind vielfältig

Sie verlangsamen die Fließgeschwindigkeit des Wassers, erhöhen die Verweildauer und tragen so zur Grundwasserneubildung bei. Vor allem in Zeiten des Klimawandels, in denen Starkregen und lange Trockenperioden zunehmen, leisten Biberdämme einen wichtigen Beitrag. Sie helfen, Hochwasserereignisse abzumildern, indem sie überschüssiges Wasser langsam an die Umgebung abgeben. Gleichzeitig versorgen sie in Trockenperioden umliegende Böden und das Grundwasser mit dem gestauten Wasser. Dadurch wird der Wasserkreislauf stabilisiert und die Landschaft widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterbedingungen.

Der Biber als Schlüsselart der Aue
Der Biber als Schlüsselart der Aue
Kleine Pechlibelle

Lebensraum und Artenvielfalt

Die von Bibern gestalteten Landschaften zeichnen sich durch eine große strukturelle Vielfalt aus. Überstautes Gebiet führt dazu, dass bestimmte Baumarten, die keine Staunässe vertragen, absterben und Totholz bilden. Dieses stehende und liegende Totholz schafft wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tiere, darunter Höhlenbrüter wie Spechte und viele Insektenarten, die sich von der Zersetzung des Holzes ernähren. Auch Fledermäuse, Fische und Libellen profitieren von den neuen Gewässerstrukturen, die durch die Dämme entstehen.

Die Biberdämme vergrößern Wasserflächen und fördern die Wiederansiedlung von Vegetation in verschiedenen Sukzessionsstadien. Ein Mosaik aus jungen und alten Pflanzenbeständen entsteht, was die Artenvielfalt in der Region weiter erhöht. Besonders bemerkenswert ist, dass Pionierarten, die auf offene, lichte Standorte angewiesen sind, neue Chancen erhalten, sich zu etablieren. So tragen Biber auf lange Sicht zur Erhaltung und Vermehrung seltener Arten bei.


Warum fällt der Biber Bäume ....

Warum fällt der Biber Bäume ....

.... und was bewirkt das?

Das Fällen von Bäumen gehört zum natürlichen Verhalten des Bibers. Er nutzt die Äste und Rinde als Nahrung, vor allem im Herbst und Winter, und baut aus dem Holz seine Burgen und Dämme. Doch anders als oft befürchtet, hinterlässt der Biber keine kahlgerodeten Flächen. Vielmehr sorgt sein Eingriff dafür, dass sich die Vegetation verändert: Mehr Licht dringt auf den Boden, wodurch neue Pflanzenarten keimen können. Standortgerechte, konkurrenzschwache und oft seltene Arten erhalten so eine Chance, sich in der veränderten Umgebung durchzusetzen.

Der Biber als Schlüsselart der Aue

Zahlreiche Baumarten wie Erlen und Weiden treiben nach dem Fällen aus ihren Wurzelstöcken wieder aus, ....

.... so dass eine dauerhafte Veränderung der Vegetation zugunsten eines artenreichen Laubmischwaldes entsteht. Der gefällte Baum selbst bietet ebenfalls Lebensraum für viele Tiere. Liegendes Totholz dient Insekten und Pilzen als Nahrungsquelle und Schutzraum. In jeder Phase der Zersetzung finden sich neue Bewohner im Holz, die zur Weiterentwicklung des Ökosystems beitragen.


Der Biber als Schöpfer von Ersatzlebensräumen
Der Biber als Schöpfer von Ersatzlebensräumen

Der Biber als Schöpfer von Ersatzlebensräumen

In Zeiten, in denen natürliche Auenlandschaften immer seltener werden und viele Arten ihren angestammten Lebensraum verlieren, wird die Rolle des Bibers noch bedeutender. Seine Bauwerke schaffen kleinflächige Mosaike aus Wasserflächen, Feuchtwiesen, Gebüschen und Wäldern, die vielen Arten eine neue Heimat bieten. Diese Strukturen ähneln den natürlichen Auenlandschaften und bieten den stark spezialisierten Pflanzen und Tieren eine Alternative zum verlorenen Lebensraum.

 

Besonders bemerkenswert ist, dass der Biber diese Landschaften auch an kleinsten Gräben und Gewässern erschaffen kann. Solange Wasser und Gehölze in der Nähe sind, kann der Biber tätig werden und neue Biotope gestalten. Sogar in stillgelegten Kiesgruben, die nicht verfüllt wurden, kann der Biber Naturparadiese schaffen. Diese Ersatzlebensräume bieten vielen seltenen Arten einen Rückzugsort, den sie in der intensiv genutzten Kulturlandschaft sonst kaum noch finden.


Der Biber als Landschaftsgestalter

Der Biber als Landschaftsgestalter

Der Biber ist weit mehr als ein „einfaches“ Tier, das in unseren Flüssen und Bächen lebt.

Er ist ein wahrer Landschaftsarchitekt, der aktiv zur Verbesserung der ökologischen Strukturen beiträgt. Durch seine Bautätigkeiten steigert er die Artenvielfalt und stabilisiert gleichzeitig das Ökosystem, indem er Wasser zurückhält und den Wasserhaushalt reguliert. Besonders in Zeiten des Klimawandels zeigt sich, wie wichtig der Biber für den Erhalt gesunder Flussauen ist. Seine Arbeit schützt nicht nur die Natur, sondern bietet uns Menschen auch einen wertvollen ökosystemaren Dienst, indem sie Überschwemmungen reduziert und Trockenperioden abmildert.

Der Biber als Schlüsselart der Aue
Wasserwege des Bibers
Der Biber als Schlüsselart der Aue
Zugang zu einer Biberburg

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